Wie spreche ich mit den Familien?

Familien mit psychisch kranken Eltern sind nicht anders als andere Familien: Kinder und Eltern sind umeinander bemüht und besorgt und tun ihr Bestes dafür, dass es allen gut geht. Manchmal sind ihre Kräfte schon erschöpft, manchmal erkennen sie nicht, dass sie vielleicht Unterstützung brauchen, manchmal ist die Not durch die Krankheit so groß, dass die Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder nicht gesehen werden können. In jedem Fall muss die betroffene Familie wie jede andere Familie auch in ihren Stärken und Schwächen, ihrem Bemühen gesehen und gewürdigt werden. Eine positive und respektvolle Haltung ist deshalb unerlässlich.

In der Regel sind alle Familienmitglieder vorsichtig mit dem, was sie Außenstehenden mitteilen. Die Angst der Eltern, als Erziehungspersonen völlig entwertet zu werden, die Angst der Kinder, die Eltern zu „verraten“, die Angst der Familien, auseinander gerissen zu werden, all das sitzt tief und erschwert es Außenstehenden, einen Zugang zur Familie zu bekommen. Vertrauen kann nur langsam wachsen, und es wächst nur, wenn wir uns ehrlich darum bemühen und der Familie partnerschaftlich begegnen. Psychisch Kranke und Kinder brauchen besonders viel Ruhe, Einfühlungsvermögen und eine klare Ausdrucksweise von ihrem Gegenüber. Manchmal verstehen sie aufgrund von Ängsten etwas falsch. Auf unechte Töne, unklares Gerede, nicht recht fassbare Aussagen, das Benutzen unverständlicher Fachausdrücke reagieren sie mit Recht hoch empfindlich. Das heißt, es braucht keine „besonderen“ Fähigkeiten, aber Ruhe, Geduld und Sorgfalt – die eigentlich immer selbstverständlich sein sollten – um mit den Familien ins Gespräch zu kommen.